Berlin, 13.05.2013/cw – Die Vereinigung 17. Juni hat die angekündigte Aufklärung der Hintergründe über die sogen. Pharma-Deals zwischen westlichen Pharma-Konzernen und der DDR zu Lasten unwissender DDR-Bürger begrüßt. Das Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL hatte u.a. auf dieses Thema erneut aufmerksam gemacht.
Allerdings vermisst die in Berlin ansässige einstige Widerstands- und jetzige Aufarbeitungsorganisation die Einbeziehung des Einsatzes von Psychopharmaka und Neuroleptika in Haftanstalten der ehemaligen DDR in die jetzt angekündigtenUntersuchungen. Tatjana Sterneberg, Vorstandsmitglied und ehemalige Insassin des Frauenzuchthauses Hoheneck hatte bereits vor Jahren die Verwendung problematischer Pharmaka im Zuchthaus Hoheneck thematisiert. Auch sie war während ihres Aufenthaltes zwischen 1974 und 1976 ohne ihr Wissen mit Psychopharmaka und Neuroleptika „zur Ruhigstellung“ behandelt worden. Verantwortlich dafür war seinerzeit der heute noch in Ahrensfelde bei Berlin praktizierende Arzt und seinerzeitige medizinische Leiter der Frauenhaftanstalt Peter Janata. Janata war auch unter dem Namen „Pit“ während seiner Dienstzeit IM der Stasi.
Sterneberg schließt nicht aus, dass auch die Haftanstalten und hier besonders die aus politischen Gründen Verurteilten und Inhaftierten in das Devisenträchtige Pharmaprogramm einbezogen worden sein könnten. Eine seinerzeit vermutlich auf westlichen Druck angestellte interne Untersuchung in Hoheneck über den Einsatz dieser Medikamente durch das Innenministerium der DDR hatte eine Verteilung dieser problematischen Medikamente an vorwiegend politische Gefangene ausgewiesen.
„Hier besteht ebenfalls dringender Aufklärungsbedarf,“ stellte der Verein in einer heutigen Erklärung zu den aktuellen Veröffentlichungen fest.
V.i.S.d.P.: Vereinigung (AK) 17. Juni 1953 e.V., Berlin, Tel.: 030-30207785 Tatjana Sterneberg: 030- 30207778
10 Kommentare
16. Mai 2013 um 14:52
adamlauks11
Ich bin als Opfer des IM PIT-IM NAGEL und IM GEORG HUSFELD zu tiefst empört über die Nachricht, dass mann mit Untersuchungen zu diesem gemeinschaftlichen Verbrechen an der Menschlichkeit ausgerechnet die Charité betrauen will und dass der Innenminister dafür zusätzlich Gelder locker machen will.
Solange in der Berliner Charité der letzte IM ARZT nicht lokalisiert und enttarnt ist, kann und darf dieses Krankenhaus oder sein Personal mit diesen Untersuchungen niemals betraut werden. Es sei denn, es geht lediglich darum, die vorgesehenen immensen Geldsummen zu verbrauchen!?
Als man die Namen der IM ÄRZTE öffentlich und in der Charite intern benennen wollte, hat sich eine Kollegin gemeldet und vorgeschlagen: „Die Mittäterschaft der IM Ärzte mit ihrer wissenschaftlichen Leistung aufzuwiegen“.. und es sein zu lassen. Die Erforschung der IM ÄRZTE, der gedungenen Killer auf Befehl hat es weder bei der BStU noch wissenschaftlich gegegeben. War und ist die BStU in ihrer Tätigkeit nur auf TÄTERSCHUTZ ausgerichtet? Die Vorschläge, die Jahn in dieser Sache unterbreitet hatte, sind nicht ausreichend… Jedenfalls muss die Öffentlichkeit irgendwan anfangen, den Unterschied zwischen einem IM und einem IM ARZT oder IM Pfarrer im Dienst der STASI zu erkennen. Den Hauptaufgaben der IM ÄRZTE – die ihren Eid des Hipokrates für eine Tätigkeit für den Doppelmörder Mielke mit ihrer Selbstverpflichtungs-erklärung eintauschten, a) Aufstellung von falschen Diagnosen; b) Anordnung und eigenhändige Durchführung falscher medizinischen Behandlung sind jetzt wohl als c) Experimente an Patienten und vermutlich auch an Strafgefangenen zuzuordnen.
15. Mai 2013 um 14:34
Frank Auer
Am 14.05. hat die Sendung „Frontal“ über diesen Skandal berichtet. Auch zahlreiche andere Dokumentationen haben sich mit diesem Kapitel schon befasst. Der eigentliche Skandal ist, dass die Tests von Pharmaunternehmen, wie z. B. Bayer, mit Zustimmung der damaligen westdeutschen Bundesregierung stattgefunden haben. Diese wusste, dass die Tests an Personen in Krankenhäusern, Gefängnissen und Zuchthäusern der damaligen DDR durchgeführt worden sind. Die damalige Bundesregierung hat es geduldet, dass in der damaligen DDR Menschenleben durch Medikamentenversuche aufs Spiel gesetzt wurden. Aber auch darüber spricht heute niemand mehr. Oder warum hat der jetzige Bundesgesundheitsminister ein Interview mit der Sendung „Monitor“ abgelehnt?
Im gerade erschienenen Buch „Wo sind die Toten von Hoheneck“ wird das Kapitel Psychopharmaka umfangreich thematisiert. Im damaligen Frauengefängnis Hoheneck sind Medikamente verabreicht worden, wie
z. B. Sedativa Faustan, Radecol, um die Wirkung an Menschen zu testen. Das viele Frauen die Behandlung mit diesen Mittel überlebt haben, grenzt an ein Wunder. Dies ist nachgewiesen! Es kann davon ausgegangen werden, dass es eine noch unbekannte Dunkelziffer von Todesfällen gibt, die auf den Einsatz dieser Mittel zurückzuführen ist.
Der Skandal geht noch weiter. Viele Ärzte praktizieren heute noch. So ist der damalige Stasiarzt Janata, der für die Verabreichung dieser Medikamente in den Siebzigern Jahren in Hoheneck verantwortlich gewesen ist, heute noch als Allgemeinmediziner in Berlin tätig. Obwohl er zum einen schon über 70 Jahre alt ist und zum anderen Menschenleben auf`s Spiel gesetzt hat. Warum wird so einem nicht der Doktortitel entzogen? Darf jemand, der in Deutschland nachweislich Menschen vorsätzlich falsch behandelt hat, heute noch praktizieren? In Deutschland wahrscheinlich ja! Diesen Menschen gehört der Prozess gemacht und sein „Doktortitel“ aberkannt. Aber wahrscheinlich wird diese Person eines Tages noch eine schöne Rente vom dt. Staat beziehen. Natürlich dann auf Kosten des Steuerzahlers.
Zum Eintrag von Fr. Fiedler vom 13.05. möchte ich noch hinzufügen. Liebe Frau Fiedler, warum nur eine Sammelklage von Betroffenen? Hier sollte und müsste eine Sammelklage durchgeführt werden, an der sich auch interessierte außenstehende Bürger/innen beteiligen können. Denn gemeinsam sind wir noch stärker!
15. Mai 2013 um 18:31
Edith Fiedler
Lieber Frank Auer,
ja, Klagen auch gern mit interessierten Bürgern. Ich will hier nichts versprechen, aber ich werde mal die Sache angehen und mich juristisch beraten lassen.
Oder wenn es ein anderer anpacken möchte, ich bin dabei!
Gestern in der Sendung Frontal und in dem Dokumentarfilm, den Herr Dirk Lahrmann hier eingestellt hat, wurde auch eine Teststudiengruppe „Plauen“ erwähnt. Plauen ist nur ca 60 km von Hoheneck entfernt.
Vieleicht habe ich einen Infarkt (Zuführung zur ärztlichen Untersuchung erst nach 24 Stunden) in Hoheneck nur überlebt, weil ich ein mir unbekanntes Medikament in einem grünen Kuvert nicht angenommen und nicht eingenommen habe. Bei einer nächsten Gelegenheit fragte mich die überbringende Wachtmeisterin, ob ich glaubte, sie würden mich töten wollen? Und ich antwortete ihr ganz ruhig: „Ja, ich denke, Sie würden uns gern töten! “ Bis in’s Mark getroffen wich sie schnell von meiner Seite.
15. Mai 2013 um 09:41
Angelika
Oh ja, die Theologen.
http://de.radiovaticana.va/news/2013/05/14/d:_war_evangelischer_bischof_sch%C3%B6nherr_ein_stasi-mann/ted-691999
14. Mai 2013 um 20:26
Stefan Köhler
Die West-Pharma wäre im vorliegenden Fall der Hehler und die DDR-Medizin der Stehler. Sie nehmen sich beide nichts! Das kennen wir doch schon alles vom Devisenschieberimperium des Schalck-Golodkowski, der sein Asyl in Bayern genießt. Es gibt eine Liste, darauf ist seine Sonderaufgabe bei der Stasi genau ausgewiesen und beschrieben. Die Pharma-Industrie hat sich ohnehin niemals mit Ruhm bekleckert, genießt deshalb ihren fragwürdigen Ruf. Contergan, Vioxx und unzählige andere „Profitgenossen“ lassen grüßen. Es ging und geht weiterhin nur ums einträgliche Geschäft mit der Angst, Krankheit, Gesundheit und dem Tode.
14. Mai 2013 um 06:21
Dirk Lahrmann
Hier noch einmal der Dokumentarfilm.
http://dokumonster.de/sehen/7010-tests-und-tote-pharmaversuche-an-ddr-buergern-ard-doku/
Die angekündigten wissenschaftlichen Untersuchungen über die Pharma-Experimente sollen von der Charité durchgeführt werden.
Da wird dann mal wieder der Bock zum Gärtner gemacht.
Denn die Stasi-Ärzte von der Charité waren die Haupt-Organisatoren dieser kriminellen Machenschaften.
13. Mai 2013 um 14:19
Edith Fiedler
Vielen Dank , liebe Tatjana Sterneberg , für Deine Stellungnahme zu diesem Thema, dass auch mich seit Jahrzehntenen bewegt.
Leider waren die Opferverbände in der Aufarbeitung der möglichen medizinischen Versuche, der Anerkennung von Haftfolgeschäden und der Entschädigung aus der Zwangsarbeit, außerordentlich erfolglos.
Da streitet man sich lieber um Personen und wetteifert untereinander um
Geltungssucht und Opferneid. Kürzlich erst mußte eine Vorsitzende zurücktretenn, weil sie nur Anerkennung fand mit herzergreifenden Geltungslügen.
Ich selbst wurde mit anderen weiblichen Untersuchungsgefangenen im MfS
Gefängnis Frankfurt/Oder 1976 zum Versuchsopfer. Eingemischt in Getränken und im Essen erhielten meine Zellengenossinen und ich hinterlistig Hormonpräparate verabreicht. Selbst der Vernehmer und Büttel des MfS war von den Auswirkungen irritiert und witterte ein Geheimnis zwischen dem Vernehmer- und Zellenhaus mit dem medizinischen Dienst. Die mir zugefügten, erheblichen, gesundheitlichen Folgeschäden erbrachten mir in den Folgejahren verheerende physiche und psychische Probleme .
Allein der Gedanke, dass ich dort zum Versuchskaninchen einer möglichen Komplizenschaft westlicher Pharmakonzerne mit dem MfS wurde und mir so mein nachfolgendes Leben für immer beschädigte, macht mich wütend.
In diesem Zusammenhang, liebe Betroffenen, sollten wir über eine Sammelklage nachdenken und nicht mehr auf Menschendiebe warten.
13. Mai 2013 um 08:20
Klaus Dörfert
Stasi marschiert am Ehrenmal
Es ist ein Skandal, dass die Stasi den Tag des“ Sieges“ am Ehrenmal für ihre Zwecke nutzen kann. Erstens wird Geschichtsfälschung betrieben, denn die Stasi wurde am 8.2.1950 gegründet und am 10.5.1945 war der Tag des „Sieges“. Die Juristische Situation ist in der Bundesrepublik eindeutig. Da heißt es, in Deutschland gilt als Staatsfeind, wer den demokratischen Rechtsstaat gemäß §§ 84-91 StGB gefährdet. Darunter fallen Organisationsdelikte und die Verunglimpfung des Staates und seiner Symbole. Sollte der Staatsschutz nicht ermitteln, fordere ich alle Opferverbände zu einer Sammelklage auf.
Mit kameradschaftlichem Gruß
Klaus Dörfert
13. Mai 2013 um 08:17
Ellen Thiemann
Dem kann ich mich nur anschließen. Durch die Nachforschungen für mein neues Buch „Wo sind die Toten von Hoheneck?“ (erschienen März 2013, Herbig Verlag München) bin ich auf zahlreiche Unterlagen gestoßen, in denen Mißbrauch mit Medikamenten im Frauenzuchthaus Hoheneck dokumentiert wurde. In den Kapiteln „Psychopharmaka, Medikamentenmißbrauch, brachiale Gewalt: die Krankenabteilung“ und „Entlarvende Berichte aus dem Gefängnisalltag“ habe ich eine Reihe meiner Erkenntnisse ausgewertet.
Es wäre durchaus möglich, dass auch die DDR-Haftanstalten in solche Versuchsprogramme der Pharmaindustrie eingebunden waren. Auf meinen bisherigen Lesungen/Vorträgen habe ich auf dieses Faktum bereits aufmerksam gemacht.
13. Mai 2013 um 08:11
Thiemke,Jens
Na da kann sich ja die UOKG und der Theologe Dr. Christian Sachse gleich wieder ein Auftrag zur wissenschaftlichen Aufarbeitung an Land ziehen. Bei Ikea hat das ja wunderbar geklappt und die Opfer werden weitere jahrzehnte warten auf eine Entschädigung.
Theologen sind ja so Menschenlieb !