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Förderverein Begegnungs- und Gedenkstätte Hoheneck e.V.
Hohenecker Bote
Nr.017 Förderverein – Info 15. Mai 2013

„Dem Leben entrissen – Dem ewigen Gedenken geweiht“ – Vor der Auflösung gemeinsame Ehrung der Toten – Foto:LyrAg
Geben die Frauen von Hoheneck auf?
24 Jahre nach der Wiedervereinigung tief gespalten
Stollberg, 6. Mai 2013/cw – Am vergangenen Wochenende spielte sich im Erzgebirge ein mittleres Drama ab. Wenige Kilometer von ihrem einstigen Leidensort, dem ehemaligen Frauenzuchthaus Hoheneck entfernt, führte der Frauenkreis der ehemaligen Hoheneckerinnen seine jährliche Mitgliederversammlung durch.
Zur Bestürzung vieler Teilnehmerinnen war von der jahrzehntelangen Harmonie und Freude am Wiedersehen ehemaliger Leidensgefährtinnen kaum etwas zu spüren.
Nach der Vorsitzenden trat der Vorstand zurück
Obwohl nach fast einjährigen Auseinandersetzungen die Wahl eines neuen Vorstandes nach einem Beschluss des zuständigen Registergerichtes auf die Tagesordnung gesetzt worden war, wurde die Mitgliederversammlung, die ohne die wegen „gesundheitlicher Probleme“ entschuldigte amtierende Vorsitzende stattfand, am vergangenen Freitag ohne Wahlen beendet.
Am folgenden Samstag wurde die Versammlung zwar fortgesetzt, allerdings in Abwesenheit fast der Hälfte der angereisten Mitglieder. Diese waren wegen einer Monate vor der Versammlung angesetzten Stollberger Buchpremiere von Ellen Thiemann („Wo sind die Toten von Hoheneck?“) zur gleichen Zeit im Veranstaltungshaus der Stadt Stollberg „Das Dürer“ anwesend.
Zu Beginn der so geschrumpften Mitgliederversammlung wurde ein Schreiben mit dem Rücktritt der bisherigen Vorsitzenden Anita Goßler verlesen. Der restliche Vorstand schloss sich nach der Mitteilung diesem Rücktritt an.
Der neue Vorstand votierte für die Auflösung
Nachdem ein neuer Vorstand gewählt worden war, wurde die (fortgesetzte) Mitgliederversammlung für beendet erklärt. Kurios: Nach einer kurzen Pause berief der neugewählte Vorstand eine außerordentliche Versammlung ein, auf der dann die Auflösung des Vereins beschlossen wurde. Obwohl die Satzung zu diesem Zweck eine fünfundsiebzigprozentige Mehrheit aller Mitglieder vorsieht, beschlossen die anwesenden Mitglieder einschließlich des sieben Mitglieder umfassenden neugewählten Vorstandes mit 17 JA-Stimmen bei zwei Enthaltungen und einer NEIN-Stimme die Auflösung des Vereins.
Kritik, Fassungslosigkeit und Tränen
Die wegen der angesetzten Buchlesung von Ellen Thiemann abwesenden Frauen kritisierten am Abend die „nicht nachvollziehbare Auflösung des Vereins“ ohne die Mehrheit der Mitglieder einzubeziehen. Sie wollen sich nicht mit der Auflösung abfinden. „An diesem Wochenende wurde mutwillig das Lebenswerk von Maria Stein und Margot Jann zerstört,“ sagte verstört eine ehemalige Hoheneckerin. Sie und andere Frauen schämten sich ihrer Tränen nicht.

Wegen der Stollberger Buchpremiere waren fast die Hälfte der angereisten Mitglieder an der MV-Teilnahme gehindert – Foto: LyrAg
Die offenbar noch nicht rechtskräftige Entscheidung der außerordentlichen Mitgliederversammlung kommt nach Ansicht vieler ehemaliger Hoheneckerinnen zur Unzeit. „Während sich diverse Institutionen seit dem Besuch des Bundespräsidenten um eine Gedenkstätte im ehemaligen DDR-Frauengefängnis bemühen, stellen die Verantwortlichen des Vereins diesen ins Abseits und entziehen damit den ehemaligen politischen Gefangenen von Hoheneck jede Möglichkeit der Mitsprache,“ sagte eine ehemalige Hoheneckerin gegenüber der Redaktion.
24 Jahre nach der Überwindung der Teilung Deutschlands zeigen sich die ehemaligen Frauen von Hoheneck tief gespalten.
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Alexander Latotzky schwer verunglückt
Stollberg/Berlin, 3.05.2013/cw – Am Rande der Mitgliederversammlung des Vereins „Frauenkreis der ehem. Hoheneckerinnen“ wurde bekannt, dass der Administrator der Homepage des Vereins, Alexander Latotzky, kurz vor seiner beabsichtigten Teilnahme schwer verunglückt ist. Nach übereinstimmenden Berichte soll er mit seinem Motorrad in einen Unfall mit einem Pkw verwickelt worden sein und derzeit mit schweren Verletzungen auf der Intensivstation eines Krankenhauses liegen.
Latotzky, der auch zweiter stellvertretender Vorsitzender des Bautzen-Komitees ist, war nach seiner Geburt im Zuchthaus Bautzen als Kleinkind auch kurze Zeit in Hoheneck. Neben seinem Engagement für die ehemaligen Kinder von Hoheneck ist er wegen seiner kontroversen Vorgehensweisen in Opferverbänden umstritten. Im November 2008 wurde er als stellvertretender Bundesvorsitzender der Vereinigung der Opfer des Stalinismus (VOS) abgewählt.
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Hinweis: Die bisherigen Ausgaben des Hohenecker Boten können unter www.17juni1953.de (>Förderverein und/oder > Hohenecker Bote) abgerufen oder direkt bei der Redaktion gegen Kostenbeitrag bestellt werden. Die Vereinigung hat uns einstweilen Gastrecht bis zur Einrichtung einer eigenen Homepage auf ihrer Seite eingeräumt. Fotos/Dokumente dieser Ausgabe nur im Internet.
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