Ist die medienkritische Reflexion nun endlich eröffnet?
Gastkommentar von Susanne Baumstark
24.April 2013/ef-magazin – Das ist ja mal erfrischend wie ein Kopfsprung vom Zehnmeterbrett ins Becken der Reflexion: Hans-Ulrich Jörges prescht im „Stern“ vor mit einem Beitrag, der an Deutlichkeit nichts missen lässt. Unter dem Titel „Fürsorgliche Vernichtung“ schreibt er: „Es ist Zeit – und Anlass wahrlich genug –, über Macht und Hybris der Medien nachzudenken. Auch selbstkritisch. Denn deren Auftreten und Wirkung haben sich verändert, dramatisch.“ Von „Rudeljournalismus“ traut er sich zu sprechen, von lustvoll schmähenden Kampagnen. Widerworte gebe es kaum noch, ebenso wenig Besinnung. „Denn ideologische Gräben sind planiert, publizistische Lager aufgelöst. Das Rudel folgt Leitwölfen, vereint in Skandalisierung und Emotionalisierung. Das Ergebnis ist eine Medienrepublik, in der Journalisten nicht mehr argumentieren, wer regieren sollte und wer nicht, sondern in der sie darüber entscheiden.“ Ja, das Mitglied einer Chefredaktion hat das geschrieben, ganz aktuell.
Unter Journalisten wurde gewettet auf Wulffs Rücktritt, gibt Jörges preis. Wulff redet mit solchen Leuten nicht mehr. Dem „Stern“ sagte er: „Barmherzigkeit, Menschenwürde, Unschuldsvermutung, faires Verfahren, Privatsphäre, Familie, Kinder, nichts ist mehr heilig.“ Ein Satz, der nicht veröffentlicht werden sollte. Passt ja auch nicht wirklich zu seiner Verbrecherrolle, in die er medial gehetzt wurde. Auch Jörges erlebte „dieses Jagdfieber“. Mehrfach sei er bedrängt worden, ebenfalls Wulffs Rücktritt zu fordern. Im Ton lag auch er selbst schon mal daneben, so seine heutige Sicht: „Ich habe dem Druck nachgegeben, nicht die Kraft aufgebracht, weiter alleine zu stehen. Auch wenn sich alles in mir dagegen sträubt: Ich war Teil der Meute.“ Chapeau!
Jörges hat völlig recht: Den kritischen Journalismus gilt es mit Zähnen und Klauen zu verteidigen. Der Nächste. Bitte!
Susanne Baumstark, Jahrgang 1967, ist freie Redakteurin und Diplom-Sozialpädagogin. Sie engagiert sich im christlich-menschenrechtlichen und medienethischen Bereich. (ef-magazin)
Mit freundlicher Genehmigung des ef-Magazins „Eigentümlich frei“ und der Autorin:
http://ef-magazin.de/2013/04/24/4173-outing-ein-journalist-geht-in-sich
7 Kommentare
1. Mai 2013 um 11:05
Frank Hiob
Frau Baumstark,
Zu 1: Ich kann dem Punkt DDR-Erfahrene nichts abgewinnen, Sie suggeriren damit den Menschen zum Bessermenschen oder ignorieren in gleicher Weise das vorhandensein einer Bezugnehmenden Meinung.
zu Punkt 2: Sie gehen nicht taktisch vor, wenn Sie das wirklich meinen, dann sind Sie keine Journalistin.
Zu Punkt 3: Ich kann keine klare Struktur der Seite Flucht-und Ausreise erkennen.
Was tue ich: Ich streite zum Beispiel um die Warheit
mfG Frank Hiob
7. Mai 2013 um 19:31
Susanne Baumstark
Herr Hiob,
Sie haben mich offenbar nicht verstanden oder wollen es nicht, aber lassen wir das. Es gibt Wichtigeres zu tun.
8. Mai 2013 um 11:13
Vereinigung (AK) 17juni1953 e.V.
Die Meinungen in dieser Sache sind hinreichend ausgetauscht. Wir folgen dem Vorschlag von Susanne Baumstark und beenden in dieser Sache die Diskussion.
Im Interesse unserer Leser bitten wir dafür um Verständnis.
Admin
30. April 2013 um 10:04
Frank Hiob
Frau Baumstark,
zunächst danke für die Blumen. Was soll das mit DDR-Erfahrene, sind andere besser oder weniger wert oder vieleicht nur erfahrener!
Finden Sie es nicht selbst traurig, daß darauf aufmerksam gemacht werden muß,daß mal wieder einer die Warheit schreibt und das als Journalist.
Erweisen Sie hier nicht einen Bärendienst an den verlogenen Journalismus, wenn ausnamsweise ein Herr Jörgens hervorgekramt wird, der sich hinreißen lässt, mal die Warheit zu schreiben? Also voran, Frau Baumstark, tun Sie etwas für die Benachteiligten und helfen Sie beim Aufbau einer Lobby, um dann zu sagen, die Wahrheit des Journalismus hat Anteil am Erfolg der Benachteiligten, welcher so bitter nötig wäre.
Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.
MfG Frank Hiob
30. April 2013 um 20:41
Susanne Baumstark
Herr Hiob:
Zu Punkt 1: Ich benutzte das Wort DDR-Erfahrene, weil das hier vorrangig ein Blog für DDR-Erfahrene ist.
Zu Punkt 2: Niemals gehe ich taktisch vor, wenn es um die Verteidigung des kritischen, unabhängigen Journalismus geht. Wenn es nun mal gerade Herr Jörges ist, der sich als einziger selbstkritisch äußert, dann kann man das ärgerlich finden, die Sache aber steht im Vordergrund.
Zu Punkt 3: Ich beteilige mich gerade am Aufbau einer Lobby, der entsprechende Aufruf steht unter http://www.flucht-und-ausreise.de (dort unter Diskussionsforum, Betreffzeile: Ein Aufruf), der Verein ist in Gründung.
By the way: Was tun Sie eigentlich konkret zum Aufbau einer Lobby?
Beste Grüße S. B.
25. April 2013 um 10:28
Frank Hiob
Ein Artikel der Eigenbeweihreucherung im Stil des lesenden Dummkopfes.
Haben wir Benachteiligten nicht genug zu tun, als darauf zu achten ob ein Journalist sich für die sogenannte Wahrheit hinreißen zu lassen.
Frank Hiob
29. April 2013 um 12:31
Susanne Baumstark
Kaum vorstellbar, dass andere DDR-Erfahrene ebenso wenig an einer möglichst politisch unabhängigen Presse interessiert sind wie der vorige Kommentator. Trotzdem danke für diesen für sich selbst sprechenden Einwurf, zeigt er doch die dringende Notwendigkeit, genau in dieser Richtung weiterzuarbeiten.