Berlin/Schwerin, 5.04.2013/cw – Die von der Heinrich-Böll-Stiftung geförderte Austellung „Die Frauen von Hoheneck“ (Fotos: Dirk von Nayhauss, Texte: Maggie Riepl) nach dem Buch „Der dunkle Ort“ wird nach Berlin, Wiesbaden und Rostock (u.a.) nun auch in Schwerin zu sehen sein.
Die Eröffnung findet am kommenden Dienstag, 9.o4.2013 um 19:30 Uhr statt; der Eintritt ist frei.
Ort:
Schleswig-Holstein-Haus, Puschkinstraße 12, 19055 Schwerin.
Zur Eröffnung moderiert die Pressesprecherin der BStU Dagmar Hovestädt ein Zeitzeugengespräch mit den ehemaligen Hoheneckerinnen Regina Labahn und Tatjana Sterneberg. Weitere Frauen von Hoheneck haben ihre Teilnahme zugesagt.
Auch Hoheneck wurde zum Synonym für die Schrecken und das menschliche Leid, das durch die politisch motivierte Verfolgung von Bürgern in der einstigen SED-DDR-Diktatur ausgelöst wurde. Während der Existenz der DDR war Hoheneck das zentrale und größte Frauengefängnis. Die Strafen für unbotmäßiges Verhalten waren drakonisch, Arrest in der Dunkelzelle mit Wasser und Brot oder in der dort befindlichen Wasserzelle waren keine Ausnahme; ebenso die gezielte Verabreichung von Psychopharmaka an Gefangene ohne deren Wissen.
Die Frauen mußten in drei Schichten Zwangsarbeit für DDR-Firmen leisten, die die Produktion vornehmlich an westdeutsche Kaufhauskonzerne zum Verkauf auf deren Wühltischen lieferten. Die Haft in Hoheneck forderte auch diverse Tote. Aktuell wurde zu diesem Thema das Buch von Ellen Thiemann „Wo sind die Toten von Hoheneck“ (Verlagsgruppe Langen-Müller-Herbig, München) auf der Leipziger Buchmesse vorgestellt. Die Autorin war in den siebziger Jahren selbst in Hoheneck inhaftiert und hat über das Frauenzuchthaus in den vergangenen Jahrzehnten ausführlich publiziert.
Tatjana Sterneberg war von 1974-76, Regina Labahn von 1984-86 in Hoheneck als politische Gefangene inhaftiert. Sie werden über den Horror, den Sie dort erlebt haben, berichten.
Interessierte Teilnehmer an einer organisierten Fahrt nach Schwerin melden sich bitte unter der Ruf-Nr.: 030-30207778 (Tatjana Sterneberg) bis Sonntag, 7. April, an. Die Abfahrt nach Schwerin erfolgt ca. 11:00 Uhr, die Rückreise nach dem Ende der Veranstaltung.
2 Kommentare
7. April 2013 um 09:48
Fritz Schüler
Es ist dringend erforderlich, solche Ausstellungen vermehrt im Westen unseres geeinten Vaterlandes zu zeigen; denn hier haben die weitgehend unbedarften „Wessis“ von dem ROTEN TERROR (Felix Dserschinski d. Red.) im Osten zumeist keine Ahnung. Sie wollen sehr oft nicht wahrhaben, dass die westliche Überflussgesellschaft der Vergangenheit auch weitgehend durch diese Sklavenarbeit im SED-GULag, aber darüberhinaus auch die Dumpingpreise aus den „Volkseigenen Betrieben“ der ostdeutschen Werktätigen begründet wurde.
Hier wird das Denken der Bürger vornehmlich auf die längst überwundene NS-Zeit fixiert, hingegen die vielfach längere währende und opferreichere marxistische rote Terrorherrschaft zumeist als Marginalie abgetan.
6. April 2013 um 14:14
Stefan Köhler
„ebenso die gezielte Verabreichung von Psychopharmaka an Gefangene ohne deren Wissen.“
Hierbei handelt es sich um eine grauenvolle und zugleich schwerstkriminelle Erscheinung, die auch in der Stasi-U-Haft Kaßberg (Karl-Marx-Stadt/Chemnitz) gängige Praxis war. Zu vorsätzlicher und ausgeklügelter Mangelernährung, Vitamin-, Schlaf-, Hygiene- und Bewegungsentzug gesellte sich dann eben noch die heimliche, ungesetzliche und auch in der DDR verbotene Beimischung der Psychopharmaka in geeignete Speisen oder gar die vorsätzliche Falschbehandlung schwerer Infekte mit Psychopharmaka statt mit den Grippemitteln, die dem Opfer vorgetäuscht worden sind. Die Latte der Foltermethoden wäre unendlich lang und sehr vielfältig, wenn man sie alle aufführen wollte.
Wann endlich werden alle Opfer namentlich ermittelt und entschädigt, die diesen Verbrechen zum Opfer gefallen sind? Wann werden die Verantwortlichen ermittelt vor Gericht gestellt und bestraft? Fehlanzeige, man hat die Täter vorsätzlich durch die Lappen gehen lassen, das ist gängige Praxis in Deutschland seit fast 70 Jahren. Eben diese Verbrecherischen Machenschaften wurden von den meisten Rehabilitierten auch zur Anzeige gebracht, leider ohne jeden Erfolg. Es wird sich an dieser fürchterlichen Praxis auch heute und in Zukunft nichts wirklich positiv ändern, denn man hofft dreist, dass sich das Problem der Opfer dieser Verbrechen biologisch von selbst löst. Während die vergangenen Verbrechen noch nicht einmal aufgearbeitet wurden, sind schon die nächsten Verbrechen im Gange und weitere in Planung und Vorbereitung.
Eben deshalb wünsche ich der Ausstellung und Veranstaltung vollen Erfolg und breite Öffentlichkeit!
Wer haftet für die Spätschäden, die beispielsweise in der Haft verursachter Skorbut am Zahnhalteapparat angerichtet hat? Da ist´s doch besser SED-, Blockflöten- oder Stasiboss gewesen zu sein, um heute die Pension zu kassieren und alle Leistungen der Kassen kostenlos zu bekommen.