Referenz an einen Prediger, Politiker, Schriftsteller und Multifunktionär für die Vermittlung deutscher Realitäten
Berlin, 31.01.2013/cw – In den vergangenen Monaten und Wochen gab es in Kreisen der Opferverbände einige Irritationen und Verwerfungen im Umgang miteinander. Auslöser waren Äußerungen eines Mannes namens Rainer W., von dem man das in dieser Schärfe und Unklugheit nicht erwartet hätte. Allerdings liegt die Äußerung von den „Knechten Satans“ und die Einbindung der Juden in diese Definition schon einige Jahre zurück (November 2006). Wiederholungen dieser krassen Äußerung nach den vor Jahren geführten Auseinandersetzungen bis hin zu einem Ausschlussantrag aus der VOS wegen „antisemitischer Äußerungen“ waren klugerweise nicht mehr zu erwarten.
Rainer hat sich auch daran gehalten, hat – soweit bekannt – seine zumindest missverständliche Replik über die Knechte Satans nicht wiederholt und wohl lieber, das muss eingeräumt werden, alttestamentarisch ausgerichtete Studienreisen nach Israel organisiert. Warum dann diese Debatte?
Im November 2011 fabulierte Rainer erneut über außerchristliche Religionsgemeinschaften, bezeichnete Allah als eine Erfindung und Mohammed als dessen falschen Propheten. In einem Aufwasch attestierte er gleich noch Buddhisten und Hindus Geisterkult und Götzen-Verehrung. Das war dann für mich Anlass, Rainers funktionale Äußerungen zu hinterfragen: War hier gar ein Wiederholungstäter am Werk?
Bibelübersetzung gotteslästerlich und vom Satan aufgebrachte Irrlehre
Diese Frage ist wohl mit JA zu beantworten. Wie die Recherche ergab, sind die vorgenannten „Knechte Satans“ über WIKIPEDIA allzeit abrufbar. Nach wie vor sind diese Äußerungen nicht kommentiert. Will Rainer mögliche Mißverständnisse bewußt nicht ausräumen, weil Rainer diese von ihm verfassten Texte nach wie vor richtig findet? Im gleichen Eintrag finden sich auch andere Erkenntnisse:
„Wagner betrachtet die 2006 auf der Frankfurter Buchmesse eingeführte Bibelübersetzung „Bibel in gerechter Sprache“ als „gotteslästerlich“ und vom „Satan aufgebrachte Irrlehre“, da sie sich bezüglich Gottesbegriff nicht nur am Urtext orientiert, sondern bewusst weltanschauliche Motive einfließen lässt. Allah sei ein „heidnischer Götze“ und hinter ihm ständen die „Mächte der Finsternis“. Juden, Heiden und Atheisten seien Knechte Satans. Die Bekehrung Israels zum Christentum sei unausweichlich.“
Aber warum soll ein Kirchenmann nicht „Wiederholungstäter“ sein dürfen? Wird nicht gerade von diesem mehr als von jedem anderen die aktive Verbreitung von Überzeugung verlangt? (Einmal ausgeklammert, dass andere Theologen diese Äußerungen als „Hetzpredigt“ bezeichnen.) Jedenfalls habe ich tunlichst dem Prediger Rainer diese Äußerungen nicht vorgehalten, soweit diese seinen engen Kirchenbereich tangieren. Kritisch merkte und merke ich die Unvereinbarkeit seiner Äußerungen mit seinen Verpflichtungen in seinen Funktionen als Politiker und ehrenamtlicher Vorsitzender eines Dachverbandes der Diktatur-Opfer an, die eine besondere Sensibilität erfordern.
Mein seinerzeitiges Engagement gegen Rainers Ausschluss aus der VOS war aus heutiger Sicht wohl verfrüht, ich hielt seine damalige Verknechtung von Nichtchristen durch Satan für einen einmaligen und verzeihlichen Ausrutscher.
Ich gebe zu, ich habe mich geirrt – mea Culpa, meine Schuld.
Im Jahre 80 nach der Machtergreifung dürfen Juden wieder diffamiert werden
Aber: Ich verdanke Rainer immerhin wichtige Erkenntnisse. Diese lassen sich an vielen Denkpunkten ablesen: Die Mitgliederversammlung des Dachverbandes hat im Wissen um die „Knechte Satans“ und der Einbeziehung der Juden in diese Diktion ihrem Vorsitzenden das Vertrauen ausgesprochen und damit ihre glasklaren Beschlüsse unter Rainers Vorgänger revidiert. Zu Zeiten des gradlinigen Horst Schüler gab es keine Atemlänge Akzeptanz für derartige Äußerungen. Die den Dachverband fördernden Institutionen sahen ebenfalls keinen Spielraum für derartige Exzesse und drohten seinerzeit sogar die Sperrung von Mitteln an, wenn ein Vereinsvertreter wegen seiner Jahre zurückliegenden schädlichen Äußerungen nicht aus dem Verband verbannt werden würde. Heute sehen diese Instanzen offenbar keinen Grund, an solchen Formulierungen Anstoß zu nehmen (Einzig die Landeskirche in Rheinland sah sich zu einer Ermahnung ihres Predigers veranlasst.). Vielleicht liegt ja der Unterschied zwischen einer offensichtlich im Suff gehaltenen unbedachten, wenngleich ebenso nicht akzeptablen Äußerung und der überlegten biblizistischen Auslegung der Heiligen Schrift?
Die dritte Macht im Staate, die Medien, die ansonsten viel Wert auf die unzweideutige Positionierung gegen jede Form von Extremismus und Verächtlichmachung anderer Gruppen und Religionen legen, sie schwiegen und sie schweigen sich aus. Man könnte das auch als „funktionierende Vernetzung“ bezeichnen. Daraus einen Vorwurf zu kreieren, wäre weinerlich. Daher habe ich die Botschaft zur Kenntnis genommen, dass es im Jahre 80 nach der sogen. Machtergreifung durch die braunen Horden wieder (oder weiterhin?) erlaubt ist, Juden in den finsteren Kreis der Knechte Satans einzubeziehen, eine andere Weltreligion zu verunglimpfen, deren Gott als Erfindung und deren Propheten als „falsch“ zu diagnostizieren und weiteren Glaubensrichtungen, wie Buddhismus und Hinduismus, die Ernsthaftigkeit durch die Klassifizierung als Geister- oder Götzenkult abzusprechen.
Statt notwendiger Diskussion Diffamierung von Kritikern
Im Rahmen dieser Auseinandersetzung habe ich gelernt, dass man sich sowohl als Kirchenmann wie als Vorsitzender eines Dachverbandes der Verfolgten und Opfer der SED-DDR-Diktatur einer Diskussion in der Sache entziehen und stattdessen Drohungen und Diffamierungen gegen Kritiker dieser Äußerungen verbreiten kann, ohne – in welcher Form auch immer – Konsequenzen befürchten zu müssen. So kann in diesem Kanon offenbar der einstige Stellvertreter im Vorsitz besagten Dachverbandes mit Schadenersatzforderungen bis zu 100.000 Euro für mögliche Ausfälle bei der Organisierung von Reisen in das Gelobte Land (wegen der veröffentlichten Kritik) bedroht oder für die Veröffentlichung von zwei oder drei Sätzen einer Mail Honorarforderungen in Höhe von 1.000 Euro gestellt werden (die Multi-Funktionen haben ihren marktorientierten Preis).
Danke Rainer, für diese Lehrstunden in die Realitäten unseres Landes. Ob sich nun gewisse Gruppierungen, mit denen wir Beide nichts am Hut haben, diesem Dank anschließen (werden), weil diese aufgrund der biblizistischen Vorarbeit und mit Zustimmung auch des Dachverbandes offen und ungehindert über die Knechte Satans, den falschen Propheten und die Errichtung von Moscheen für ihren erfundenen Götzen Allah referieren dürfen, weiß ich nicht.
Ich weiß nur, dass ich diese Interpretationen der Bibel durch einen Träger des Bundesverdienstkreuzes weiterhin nicht akzeptiere. Insoweit mag man mich weiter als „Extremisten“ oder „Nestbeschmutzer“ diffamieren. Irrtümlich hatte ich wirklich geglaubt, den Äußerungen des Predigers, Politikers, Schriftstellers und Multifunktionärs wirksam Paroli bieten zu können. Rainer hat mich gelehrt, wer und was einer in unserem Land ungestraft sagen darf.
V.i.S.d.P.: Carl-Wolfgang Holzapfel, Berlin, Tel.: 030-30207785
4 Kommentare
2. Februar 2013 um 09:10
Stefan Köhler
Die Partei „Biertrinkerunion“ hatte unter dem Aspekt „teile und herrsche“ in der Wende 1989/90 mehr bekennende Anhänger, als es bis heute Unterschriften zur Erhaltung des Dresdener Kreuzchores gibt. Wertvollstes Kulturgut hat offensichtlich keinen Wert mehr in unserem Lande. Spieler, Zocker, Gaukler, Okkultisten, Hochstapler, Betrüger, Diebe und Kriminelle aller Schattierungen sind auf dem ungebremsten Vormarsch. Von ihnen werden Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit bedroht. In unserer Konsumrauschgesellschaft ist eben das ganz normal.
Die verbrecherische Sprengung der Uni-Kirche zu Leipzig fand einst mehr offene Gegner, als die angedrohten Kürzungen der Zuschüsse für den Kreuzchor bisher gefunden haben und dessen Existenz nicht einmal in der DDR bedroht worden ist. Wer diesen Chor nicht fördert, der lässt auch die Kinder und Jugendlichen seines Landes verkümmern, wie es sich schon an der extrem hohen Jungendarbeitslosigkeit und dem hinlänglich bekannten Bildungsnotstand erwiesen hat. Wir sind auf einem schlechten Weg!
Anonyme Unterzeichnungen dieser Petition deuten auf den Erfolg der indirekten Einschüchterung Andersdenkender in unserer Gesellschaft hin. Stasi 2.0, der totale Überwachungsstaat? Wir haben die totale Freiheit der Macht des Geldes, in der sich Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit auch erschöpfen! Ein einziges Trauerspiel ist eine solche Diktatur des Mammons!
Ein führender friedlicher Revolutionär sagte und schrieb mir bereits 1989/90, dass wir die Diktatur des Proletariats nur durch die Diktatur des Geldes ersetzen.
2. Februar 2013 um 16:36
Susanne Baumstark
An Stefan Köhler:
Also, ich bin überzeugt und habe eben unterschrieben. Warum irgend jemand diese Petition anonym unterschreibt, erschließt sich mir mal wieder nicht. Oder wird man mittlerweile von Radikalfeministinnen angefeindet, wenn man einen Knabenchor unterstützt? However, wer heutzutage diffamiert wird, kann mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, alles richtig gemacht zu haben und darf dies als Kompliment auffassen. Mittlerweile gehe ich erst mal vom direkten Gegenteil aus, wenn ich etwas höre oder lese. In den meisten Fällen liegt man dann richtig.
1. Februar 2013 um 10:40
Stefan Köhler
Während man sich hier im Strang um theologische Dinge zerfleischt, gibt es schon Menschen in unserem Lande, die den Mut zur öffentlichen Unterzeichnung einer Petion nicht mehr aufbringen.
Hier der Link zu einer solchen Petition, die nicht nur ca. 800, sondern Millionen von Unterzeicnern verdient hat:
https://www.openpetition.de/petition/online/petition-gegen-die-streichung-von-zuschuesse-fuer-den-dresdener-kreuzchor
1. Februar 2013 um 10:14
Stefan Köhler
Ohne jegliche Wertung der hier im Gange befindlichen Diskussion möchte ich darauf verweisen, dass jedes verfasste Werk, insbesondere die Bücher von Religionen in völlig unverfälschter Form zu übersetzen und darzustellen sind. Wenn so fortgefahren wird, wie es bereits beginnt, dann kann niemand mehr die Bibel vom Koran unterscheiden. Die Bibel ist aber die erste und älteste Sammlung alter religiöser und historischer Schriften. Wer sie verändert, hat das als Kommentar einzufügen und entsprechend deutlich unter Angabe der Quelle zu kennzeichnen.
Sie ist auch nicht die deutsche Rechtschreibung, die willkürlich ständig verändert wird. Dabei gab es sogar eine Zeit, in der man im Osten Deutschlands begonnen hatte fast alles klein zu schreiben. Dieser Unfug hat sich nicht durchsetzen können. Nur sehr wenige „Superschlaue“ haben diesen Blödsinn mitgemacht. Auch unsere neue Rechtschreibung ist weder eine Erleichterung noch ein Gewinn in unserer Schriftsprache. Sie ist überflüssig und führt zur Sinnverarmung unserer Sprache. Trotzdem sehen wir uns oft genötigt diese neue RS anzuwenden.