Förderverein Begegnungs- und Gedenkstätte Hoheneck e.V.
Hohenecker Bote
Nr.013 Förderverein – Info 15. Januar 2013
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BILD Chemnitz:
„DDR-Frauenknast Hoheneck soll Kinder-Paradies werden“
Chemnitz/Hoheneck, 9.01.2013/cw – Nach einem Bericht der BILD Chemnitz soll „der gefürchtete Frauenknast, ein Kerker für politisch Verfolgte“ zu DDR-Zeiten ein „Spiele-Paradies für Kinder und Jugendliche“ werden. BILD zitiert aus einem Entwurf des 2. Fördervereins („Gedenkstätte Schloss Hoheneck“). Für den Umbau nach diesem Konzept sollen „Zuschüsse und Fördermittel bei Freistaat, Bund und der EU“ eingetrieben werden, wird der Oberbürgermeister Marcel Schmidt angeführt.
BILD befragte auch die amtierende Vorsitzende des Frauenkreises der ehem. Hoheneckerinnen, Anita Goßler (79), zu den Plänen. Diese zeigte sich aus dem Stand uninformiert und kündigte an: „Ich fahre im Februar nach Stollberg und werde mich informieren.“ Anlass ist eine Gedenkveranstaltung zum 61 Jahrestag der Verlegung von 1.119 Frauen aus dem KZ Sachsenhausen, Bautzen und anderen Strafeinrichtungen am 16. Februar 1952 in das Frauenzuchthaus Hoheneck. Es handelte sich vornehmlich um SMT-Verurteilte (Sowjetisches Militär-Tribunal).
Tatjana Sterneberg, Vorsitzende des Fördervereins Begegnungs- und Gedenkstätte (BuG) Hoheneck), hält diese Form der Konzept-Präsentation für äußerst fragwürdig. „Wenn hier anstelle einer Gedenkstätte ein Kinderparadies favorisiert wird und die Anliegen der einst dort gequälten und zu Tode gekommenen Frauen quasi untergepflügt werden, hat das nichts mehr mit der zugesagten Würdigung des Ortes zu tun. Diese Linie erinnere eher an die unselige Planung von Erlebnis-Knast, die am einhelligen Widerstand der Frauen gescheitert sei.“ Der Förderverein BuG wende sich nicht gegen eine Misch-Nutzung: „Das haben wir in unserem bereits 2011 vorgelegten und den Landtagsfraktionen zugeleiteten Konzept deutlich gemacht,“ so Sterneberg. „Aber fraglos stand das Anliegen der Frauen auf eine Begegnungs- und Gedenkstätte im Vordergrund und Mittelpunkt. Dies sei nach wie vor Voraussetzung für die Akzeptanz jeglicher Lösungen.“
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Ellen Thiemann:
„Wo sind die Toten von Hoheneck?“
Köln/München, 15.01.2013/cw – Die ehemalige Hoheneckerin und bekannte Buchautorin Ellen Thiemann legt im Frühjahr ein weiteres Buch zum Thema Hoheneck vor. Die einstige Ressortleiterin des Kölner „Express“ befasst sich in ihrem neuen Werk, dass auf der Leipziger Buchmesse im Frühjahr vorgestellt werden soll, laut Vorankündigung des Verlages u.a. mit den Toten von Hoheneck und schreibt „Gegen das Vergessen“ an:
„Zwei Jahre lang ging sie durch die Hölle von Hoheneck. Sie erlebte mit, wie verzweifelte Strafgefangene Suizid begingen, und ertrug selbst grausame Folterungen. Sie schildert, wie Müttern die Kinder durch Zwangsadoptionen entrissen und Inhaftierte durch verordneten Missbrauch von Psychopharmaka ruhiggestellt wurden. Die Journalistin hört nicht auf, die Verbrechen der DDR-Diktatur anzuprangern.“
(1. Auflage 2013, ca. 288 Seiten, mit zahlr. Fotos, Abbildungen und Bildteil, ISBN:978-3-7766-2717-6, ca. 19,99 EUR* D / 20,60 EUR* A / 29,90 CHF* (UVP), Herbig – März 2013).
Im gleichen Verlag erschienen von Ellen Thiemann: „Der Feind an meiner Seite“ (2. Auflage 2011) und „Stell dich mit den Schergen gut“ (3. Auflage 2010).
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Klage: Am 18.Januar 2013 wird ab 10:30 Uhr im Landgericht Hamburg (Sievekingplatz 1) im Raum B 335 die Klage des Ehepaares Deuling gegen den wissenschaftlichen Mitarbeiter der BStU, Prof. Dr. Hellmuth Müller-Embergs verhandelt. Das Ehepaar will Müller-Enbergs gerichtlich untersagen lassen, die Kläger in seinen wissenschaftlichen Veröffentlichungen als „IM Bob und IM Petra“
Hohenecker Bote Nr.013 – 2 – 15. Januar 2013
des einstigen Ministeriums für Staatssicherheit bezeichnen zu dürfen. Die BStU hatte ihrem Mitarbeiter eine Unterstützung der Verteidigung versagt (wir berichteten). Letzte Meldung, 11.01.2013: Der Termin ist aufgehoben worden; es wird voraussichtlich in Berlin verhandelt (Verwaltungsgericht).
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Trotz Vertrauensabstimmung:
Unruhe über Wagner-Äußerungen hält an
Berlin, 15.01.2013/cw – In politischen Kreisen der Hauptstadt wie in den Verbänden hält die Diskussion um die umstrittenen Äußerungen des hauptberuflichen evangelikalen Predigers und nebenberuflichen Vorsitzenden der Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG), Rainer Wagner, trotz der Vertrauensabstimmung in der Mitgliederversammlung des Dachverbandes an (November 2012). Wagner hatte in Ausgaben des Stadtmissionsbriefes der von ihm geleiteten Stadtmission in Neustadt an der Weinstraße theologische Thesen wie „Juden (u.a.) sind Knechte Satans“, im Zusammenhang mit dem Neubau einer Moschee „Allah ist eine Erfindung und Mohammed sein falscher Prophet“ formuliert. Neben seinen Beiträgen in Schriften des Bibelbundes gegen die Anerkennung von Homosexuellen oder Angriffen gegen die von der Evangelischen Kirche anerkannte Neue Bibelübersetzung als „schwere Sünde“ waren besonders Wagners Angriffe auf andere Religionen auf harsche Kritik gestoßen. Die Einbeziehung von Juden in seine angeführte Phalanx der „Knechte Satans“ sei besonders vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte völlig inakzeptabel und mit seinen Ehrenämtern „unvereinbar“, so die Kritik. Rainer Wagner ist auch Vorsitzender des Beirates der Gedenkstätte Hohenschönhausen, ist in den Gremien der Stiftung Berliner Mauer vertreten und Vorstandsmitglied in einem Verband der CDU in Rheinland Pfalz.
Die Redaktion hat vor dieser Ausgabe Rainer Wagner erneut angeboten, zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen. Wagner lehnt dies nach wie vor ab und ist nach unserer Kenntnis auch an anderer Stelle von seinen Publikationen nicht abgerückt.
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Sonstige Meldungen:
Berlin, 10.01.2013/cw – Wie erst jetzt bekannt wurde, ist das Ermittlungsverfahren gegen den derzeitigen Bundesvorsitzenden der Vereinigung der Opfer des Stalinismus (VOS) Hugo D. wegen des Verdachtes der Untreue bereits im Februar 2012 nach § 170,2 StPO eingestellt worden (281 Js 5869/11). Dagegen hat das Hauptzollamt Berlin nach unseren Informationen die Ermittlungen u.a. nach § 266 a StGB (Vorenthalten und Veruntreuen von Arbeitsentgelt) abgeschlossen und an die Staatsanwaltschaft Berlin abgegeben (281 Js 1847/12). Dort wird weiter ermittelt; ein Ende sei derzeit nach Auskunft der Staatsanwaltschaft nicht absehbar. Bei einer Anklage bzw. Verurteilung drohen Freiheitsstrafen bis zu fünf Jahren oder eine Geldstrafe.
Berlin, 10.01.2013/cw – Der ehemalige stv. Bundesvorsitzende der VOS, Ronald L., hat seine Klage gegen den Verband im September 2012 überraschend zurückgezogen (22 O 383/12). Damit hat die fristlose Kündigung der (gut dotierten) Beratertätigkeit des einstigen Vorstandmitgliedes Rechtskraft. Der einstige VOS-Vize hatte seine Vorstandsfunktionen aufgegeben, nachdem er durch den Bundesvorstand zur Offenlegung seiner Vita aufgefordert worden war. Strittig sind wohl derzeit noch die Kosten des Verfahrens. Der Einspruch gegen die Kostenfestsetzung liegt derzeit zur Entscheidung beim Kammergericht. Der ehemalige AHB-Mitarbeiter (zur Stasi-geführten …
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Aufgrund einer rechtlichen Auseinandersetzung mussten wir an dieser Stelle zwei Worte aus dem Artikel herausnehmen. Wir haben gegen die vom Landgericht Berlin erwirkte einstweilige Unterlassung Rechtsmittel eingelegt. Die Redaktion.
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AußenHandelsBetrieb der ehem. DDR) hatte quasi zeitgleich mit seinem Klage-Rückzug einen eigenen Verein „DDR-Opfer-Hilfe“ gegründet und unverzüglich finanzielle Mittel beantragt.
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Hinweis: Die bisherigen Ausgaben des Hohenecker Boten können unter www.17juni1953.de (>Förderverein) abgerufen oder direkt bei der Redaktion gegen Kostenbeitrag bestellt werden. Die Vereinigung hat uns einstweilen Gastrecht bis zur Einrichtung einer eigenen Homepage auf ihrer Seite eingeräumt.
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1 Kommentar
13. Januar 2013 um 17:24
Bernd Stichler
Artikel: „Der latente Antisemitismus und seine Helfershelfer“ – Bezüglich Wagner-Äußerungen :
Er wäre geradezu erschreckend wenn es keine weiteren Unruhen bezüglich der Wagner-Äußerungen geben würde. Vielmehr kann nicht ausgeschlossen werden daß einige Vertreter der UOKG-Mitgliedsverbände – denen jetzt vielleicht das Gewissen schlägt – dem Herrn Wagner entweder aus falsch verstandenenr Solidarität Vertrauen bekundet haben oder aber aus Angst vor einem Ausschluss ihres Verbandes aus der UOKG. Solches Verhalten ist bei der UOKG ja nicht neu , der damalige Vorstand … hat es ja vorgemacht. Solange aber die UOKG sich so verhält wie gegenwärtig ist sie deutlich unglaubwürdig. Aber auch die Geldgeber sollten mal über glaubwürdiges und verbandsschädigendes Verhalten nachdenken. Herr Wagner ist nicht in dieser Position tragbar und falsche Solidarität oder gar Angst seitens der Mitglieder verschlimmern die Situation nur noch. Man darf dabei nie vergessen daß auch die Politiker die Sache verfolgen und ihre Schlüsse ziehen.
Anmerkung: „…“ = Redaktionelle Verkürzung d. Admin