Berlin, 29.12.2012/cw – Nach dem Tod einer 23jährigen Medizinstudentin aus Indien fanden sich vor der Indischen Botschaft in der Berliner Tiergartenstraße 17-18 erste Berliner ein, um still ihre Aneilnahme und Trauer um den Tod der jungen Inderin zu bekunden. Diese war von sechs Männern vor knapp zwei Wochen in einem öffentlichen Bus zusamen mit ihrem Freund zunächst schwer mißhandelt und danach mehrfach vergewaltigt worden. Die Frau war zur weiteren Behandlung nach Singapur geflogen worden, wo sie trotz intensiver Bemühungen des medizinische Personals ihren schweren Verletzungen in den heutigen Morgenstunden (MEZ) erlag.
Nicht nur in Indien hatte diese Tat Empörung und Entsetzen ausgelöst. In Indien selbst forderten tausende Demonstranten eine Abkehr vom bisher gepflegten archaischen Denken gegenüber den Frauen, die im Bewußtsein der männlich dominierten Bevölkerung noch immer vielfach den Rang der dem Mann unterworfenen Verfügungsmasse einnehmen. Nun hoffen besonders junge und aufgeklärte Inder auf eine Änderung der Denkweise in der indischen Gesellschaft, während die Regierung vorerst um eine Schadensbegrenzung bemüht ist. So werden infolge des Todes der jungen Medizinstudentin Unruhen und Ausschreitungen befürchtet.
Tatjana Sterneberg, einst selbst Opfer brutaler Gewalt, wenn auch durch staatliche Stellen in der einstigen DDR, zeigte sich tief erschüttert, als sie in den Abendstunden zusammen mit Freunden vor der Botschaft in Berlin Rosen niederlegte und eineKerze zum Gedenken anzündete. Auf einem mitgebrachten Plakat zitiert sie Mahatma Gandhi: „Wo Liebe wächst, gedeiht Leben – wo Hass aufkommt droht Untergang.“ und: „Ich glaube an die Gewaltlosigkeit als einziges Heilmittel.“ Die Berlinerin: „Wir trauern mit den Menschen einer stolzen Nation. In dieser zweifellos schweren Phase sollten sich die Menschen erneut und verstärkt an ihren großen Freiheitshelden Mahatma Gandhi erinnern, der mit seiner bewußten Absage an Rache und Gewalt seine Nation in die Unabhängigkeit geführt habe. Den Kampf um die Unabhängigkeit Indiens hat Gandhi gewonnen, der Kampf um die Freiheit der Frauen muss noch gewonnen werden. Dafür sind die Lehren und Worte Gandhis auch 53 Jahre nach seinem Tod überzeugend und hilfreich. „
Das Plakat durfte Sterneberg hinter der Glasscheibe der Pförtnerloge platzieren, um die plakative Botschaft vor den Unbilden des Wetters zu schützen. Still steht die Gruppe um die bislang vier Rosen und zwei Windlichter vor der Indischen Botschaft im Berliner Bezirk Tiergarten. Eine stille Demonstration der Anteilahme und Solidarität mit den bestürzten und trauernden Menschen im fernen Indien.
V.i.S.d.P.: Vereinigung (AK) 17. Juni 1953 e.V., Berlin, Tel.: Tatjana Sterneberg, 030-30207778
1 Kommentar
30. Dezember 2012 um 20:20
Bernd Stichler
Wie unterschiedlich doch die Mentalitäten sind. In Indien löst eine Vergewaltigung Massenproteste aus. In Deutschland werden Frauen am Tage in öffentlichen Verkehrsmitteln vergewaltigt und niemand kümmert sich darum.