Berlin, 15.09.2012/cw – Der ehemalige langjährige stellvertretende Bundesvorsitzende der UOKG, Lothar Scholz, hat den amtierenden Vorsitzenden des Dachverbandes der Union der Opfer Kommunistischer Gewaltherrschaft in einem Schreiben zum Rücktritt aufgefordert. Rainer Wagner solle „um Schaden von sich und der UOKG abzuwenden“ seinen Hut nehmen. Scholz sieht durch die „Entgleisungen“ Wagners die langfristige Unterstützung durch die Stiftung Aufarbeitung gefährdet. Er könne sich auch nicht vorstellen, wie Klaus Wowereit (der Regierende Bürgermeister) reagiere, „wenn er erfährt, was Sie über Homosexualität predigen.“ Damit sei die Schirmherrschaft für so genannte Kongresse der UOKG durch Wowereit, wie der geplante am 6. Oktober, ernsthaft gefährdet. Auch seien durch diese Beleidigungen „von Menschen anderer Religionen“ die Arbeitsplätze in der UOKG ernsthaft gefährdet. Scholz fordert den UOKG-Chef auf, auch an seine Familie zu denken, soweit diese nicht auch „Knechte des Satans sind,“ wie der Prediger Wagner postuliere.
Mit Lothar Scholz schließt sich erstmals ein führender Vertreter der UOKG der Kritik an den öffentlich gewordenen Äußerungen des amtierenden Vorsitzenden an. Der „Hohenecker Bote“ hatte gestern über den hauptberuflichen Prediger berichtet. Aus dem Vorstand selbst liegen bisher trotz Aufforderung (vor der Publizierung) keine Stellungnahmen vor. Lediglich ein Vorstandsmitglied, das „zum gegenwärtigen Zeitpunkt“ nicht genannt werden wollte, äußerte sich in einem vertraulichen Gespräch „schockiert“ und meinte, „die Äußerungen sind auch aus religiöser Sicht“ inakzeptabel.
Kommentar:
Unser Leser Stefan K. meinte in einer ersten Stellungnahme, auch Rainer Wagner genieße das Recht auf Religionsfreiheit. Richtig, dieses Recht bestreitet niemand. Aber auch unser Grundgesetz sieht die Meinungsfreiheit durch die Rechte Dritter beschränkt. Religionsfreiheit bedeutet nicht Narrenfreiheit. Immerhin musste sich selbst einer der vier Bischöfe der traditionalistischen Priesterbruderschaft St. Pius X, Richard Nelson Williamson, einer Verurteilung wegen Volksverhetzung stellen.
Richtig, uns geht das religiöse Leben Einzelner nichts an. Anders ist das, wenn diese, noch dazu abstrusen Äußerungen öffentlich kolportiert werden und der sich so Äußernde ein nicht unwichtiges öffentliches Amt bekleidet. Dann muss sich auch ein Prediger an seinen Äußerungen messen lassen und, wie Lothar Scholz mutig fordert, bisher einzig aus der UOKG, Konsequenzen ziehen. Es könnte ja auch sein, dass sich der Staatsanwalt, der einen gewissen Williamson anklagte, für diese Äußerungen interessiert.
Dem sollte ein Rücktritt zuvorkommen. Wir brauchen keine Hass-Predigten, wie Pfarrer Peter Kleim aus Gera treffend formulierte. Und wir brauchen keine geistlichen Unterstützer der primitiven Hass-Tiraden der NPD. Wohin das letztlich führt, haben die NSU-Morde, aber auch die jüngsten antisemitischen Vorfälle in Berlin gezeigt.
Carl-Wolfgang Holzapfel
V.i.S.d.P.: Redaktion Hohenecker Bote, Tel.: 030-30207785
3 Kommentare
17. September 2012 um 08:24
Stefan Köhler
Treffender und richtiger kann es kaum jemand formulieren, es gibt nichts hinzuzufügen.
Auszug:
Papst Benedikt XVI. ging bei seiner Libanon-Reise auch auf die jüngsten anti-westlichen Unruhen ein. „In einer Welt, wo die Gewalt ihren Todes- und Vernichtungszug unaufhörlich ausweitet, ist es eine Dringlichkeit, sich für eine brüderliche Gesellschaft, für den Aufbau der Gemeinschaft einzusetzen“, sagte der Kirchenführer vor Hunderttausenden Gläubigen aus dem ganzen Nahen Osten in Beirut.
Der Vorsitzende des Obersten Rates der Religionsgelehrten und Groß-Mufti von Saudi-Arabien, Scheich Abdulasis bin Abdullah al-Scheich, mahnte die Muslime zu Besonnenheit. Sie dürften sich nicht aus Wut dazu verleiten lassen, unschuldige Menschen zu töten und öffentliche Einrichtungen anzugreifen. Wer seinem Zorn nachgebe, mache sich letztlich nur zum Erfüllungsgehilfen der Urheber des Mohammed-Films, erklärte er. Auszugsende
In der Quelle des Auszugs weiterlesen:
http://web.de/magazine/nachrichten/ausland/16246924-usa-botschaftspersonal-tunis-khartum.html#.A1000145
16. September 2012 um 22:55
Carl-Wolfgang Holzapfel
GROSSE ERMUTIGUNG –
Du, mein Freund, dir kann ich sagen: Ich bin müde, hundemüde.
Müde bin ich all die Tage
Die mich hart und härter machten.
Ach, mein Herz ist krank von all der Politik und all dem Schlachten.
Sag, wann haben diese Leiden, diese Leiden, diese Leiden endlich mal ein Ende?
Wolf Biermann
16. September 2012 um 10:44
Stefan Köhler
„Religionsfreiheit bedeutet nicht Narrenfreiheit.“
Dafür gibt es von mir volle Zustimmung. Allerdings sollte dieser Grundsatz ausnahmslos für alle gelten, denn anderenfalls wäre er ungültig. Es ist außerdem ein Grundsatz, der für alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens gelten muss, wenn wir von der Narrenzeit und der Satire absehen. Selbst Satire und Narrenzeit sollten sehr behutsam und achtungsvoll mit jeglicher Religion umgehen.
Damit hat aber die von mir mehrfach per Link zitierte Internetbibel absolut nichts zu tun.