Förderverein Begegnungs- und Gedenkstätte Hoheneck e.V.
Hohenecker Bote
Nr.009 Förderverein – Info 15. August 2012
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Ehemalige Hoheneckerinnen wollen Zukunft mitgestalten
Berlin/Hoheneck, 15.August 2012/cw– Das in der letzten Ausgabe des Hohenecker Boten veröffentlichte Interview mit Karl-Heinz Labahn hat ein vielfältiges Echo und Aktivitäten ausgelöst. Die amtierende Vorsitzende des Frauenkreises der ehemalige Hoheneckerinnen, Anita Goßler, lehnte allerdings eine Stellungnahme seitens des Vereins ab.
Dagegen haben sich mehr als zwanzig Prozent der Mitglieder für die Einberufung einer außerordentlichen Mitgliederversammlung ausgesprochen. Nach der Satzung des Vereins (§ 9) ist ein „Zehntel der stimmberechtigten Mitglieder“ für die Einberufung ausreichend. In einem am 8. August der Vorsitzenden übermittelten Antrag wird die „satzungsgemäße Wahl eines neuen Vorstandes“ unter Punkt 7 eines beigefügten Tagesordnungsvorschlages gefordert. Die Petenten, für die drei ehemalige Hoheneckerinnen das Schreiben unterzeichnet haben, weisen u.a. darauf hin, dass mit der ebenfalls vorgeschlagenen Ergänzung der Satzung gleichzeitig die entstandenen Auseinandersetzungen um die Verabschiedung der Satzung vor der Eintragung in das Vereinsregister erledigt werden könnten.
Begründet wurde der Antrag überdies mit der deutlichen Gefahr, den Verein in langwierige rechtliche Auseinandersetzungen zu verstricken. Stattdessen solle dem Verein durch den eingereichten Antrag eine klare Zukunftsperspektive aufgezeigt werden. Man verstehe sich als „Brückenbauer zwischen den divergierenden Meinungen“ im Verein und wolle Wunden heilen statt „immer wieder neue Wunden“ aufzureißen. Gegenüber dem HB äußerten sich beteiligte Hoheneckerinnen besorgt über die vorhandenen Auseinandersetzungen zu einer Zeit, in der „wichtige Weichenstellungen für die Zukunft des Gedenkortes Hoheneck“ gestellt werden. Es drohe die akute Gefahr, dass „wir Frauen, die das Leiden getragen haben und zu erdulden hatten, bei den Entscheidungen außen vor“ bleiben. Entscheidungen „über unsere Köpfe hinweg“ seien aber keineswegs akzeptabel.
Trotz gesetzter Frist lag den Antragstellern nach Rückfrage durch den HB keine Reaktion oder Antwort des Vorstandes auf den satzungskonformen Antrag seiner Mitglieder vor.
Letzte Meldung:
Berlin, 15.08.2012/cw – Ehemalige Hoheneckerinnen trafen sich am Mittwoch in Berlin, um das weitere Vorgehen wegen der „augenscheinlichen Ignoranz der Satzung“ durch die Vorsitzende zu beraten. Bis zum Redaktionsschluss lagen allerdings noch keine konkreten Ergebnisse vor. Wir werden in der nächsten Ausgabe berichten.
Eskalation? Anwalt mit Vertretung gegen Siegfried Reiprich beauftragt
Dresden/Berlin, 13.08.2012/cw – Der Vorstand des Fördervereins BuG Hoheneck e.V. hat einen Anwalt mit der Wahrnehmung seiner Interessen gegenüber dem Geschäftsführer der Stiftung Sächsische Gedenkstätten, Siegfried Reiprich, beauftragt. Der Verein wirft Reiprich vor, „unwahre und verleumderische Behauptungen“ über den Verein und namentlich über Mitglieder des Vorstandes verbreitet zu haben. Dies sei nachweisbar u.a. in entsprechenden Schreiben oder Mails insbesondere an die UOKG (Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft) und an die vormalige Vorsitzende des Frauenkreises, Inge Naumann, geschehen. Da Reiprich bisher einer Aufforderung zur künftigen Unterlassung oder einem Widerruf ignoriert habe, bleibe dem Vorstand kein anderer Weg, wie die Vorsitzende Tatjana Sterneberg bedauerte.
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„Wir sind diesen Weg unserer Selbstachtung als ehemalige politische Verfolgte des DDR-Systems schuldig,“ so Sterneberg gegenüber dem HB. Andererseits sei „eine Auseinandersetzung unter Menschen und Institutionen, die sich eigentlich den gleichen Zielen verpflichtet wissen“, äußerst traurig. Auch unter diesem Gesichtspunkt „können wir eigentlich die unerklärliche Unbeweglichkeit Siegfried Reiprichs in dieser Sache“ nicht nachvollziehen.
Der Verein, dem auch die Botschafterin für Demokratie und Toleranz 2011, die ehemalige Hoheneckerin Waltraud Thiele angehört, sieht einer Klärung dennoch hoffnungsvoll entgegen, da sich „erwiesene Verleumdungen und einseitige Stellungnahmen“ als nicht haltbar erweisen würden. Im Übrigen läge es an Siegfried Reiprich, diesen Weg „durch ein klärendes Gespräch erheblich abzukürzen oder gar zu beenden,“ sagte Tatjana Sterneberg.
Ausstellung „Der Dunkle Ort“ stark nachgefragt
Berlin, im August 2012/cw – Die von der Heinrich-Böll-Stiftung erstellte Ausstellung „Der Dunkle Ort“ erfreut sich reger Nachfrage. Nach der Vorstellung am Sitz der Stiftung im Frühjahr geht die in fünf Kisten untergebrachte und damit leicht transportable Ausstellung auf Reisen. So war sie bereits in der BStU-Außenstelle Frankfurt-Oder zu sehen. Auch die Bezirksversammlung des Berliner Bezirkes Pankow hat sich parteiübergreifend für eine Repräsentation vor Ort entschieden, Termin und Ort stehen allerdings noch nicht fest. Der Förderverein hat auch angeregt, die Ausstellung im Vestibül des Sächsischen Landtages zu zeigen; wegen derzeitiger Umbauarbeiten könne dies frühestens im nächsten Jahr geschehen, teilte die Landtagsverwaltung mit. Die empfehlenswerte Ausstellung nach dem gleichnamigen Buch, in dem 25 Schicksale ehemaliger Hoheneckerinnen vorgestellt werden, kann bei der Heinrich-Böll-Stiftung Berlin (Schumannstraße 8, 10117 Berlin, Tel.:030 285340) gegen Übernahme der Transportkosten angefordert werden.
Geschichte lässt sich letztlich nicht manipulieren
Leipzig, im August 2012/cw – Entgegen verbreiteten Darstellungen über einst vorhandene Wasserzellen auch in den DDR-Straf- oder Untersuchungshaftanstalten in Leipzig sollen sich bisher nach Angaben von Insidern weder Anhaltspunkte für noch gegen deren Existenz gefunden haben. Umgekehrt hatten einstige Protagonisten des DDR-Ministeriums für Staatssicherheit oder treue SED-Genossen derartige Foltereinrichtungen zum Beispiel im DDR-Frauenzuchthaus Hoheneck als „Verleumdungen des Klassenfeindes“ hingestellt, obwohl deren Existenz als nachgewiesen gelten. In Hoheneck, so die roten Geschichts-Revisionisten, sei eine solche Zelle für ein Filmprojekt „über die Nazi-Verbrechen“ hergestellt, aber zu DDR-Zeiten nie genutzt worden (Artikel aktualisiert am 17.08.2012).
Hinweis: Die bisherigen Ausgaben des Hohenecker Boten können unter www.17juni1953.de (Förderverein) abgerufen oder direkt bei der Redaktion gegen Kostenbeitrag bestellt werden. Die Vereinigung hat uns einstweilen Gastrecht auf der Homepage eingeräumt.
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3 Kommentare
18. August 2012 um 05:56
alina
Geschichte lässt sich letztlich nicht manipulieren.
Der Absatz wurde korrigiert und der Name Thobias Hollitzer (Direktor Museum „Runde Ecke“ )Leipzig entfernt.
Bedeutet dies, dass die Mitteilung über eventuelle Wasserzellen in der Leipziger Stasi-U-Haft Anstalt von “Insidern” so wage ist, dass die Behauptung nur Hörensagen ist?
Antwort
18. August 2012 um 08:17
Vereinigung (AK) 17juni1953 e.V.
Bisher beziehen sich die Informationen über das Vorhandensein von bzw. einer Wasserzelle(n) in Leipziger Einrichtungen der Staatssicherheit nur auf „Hörensagen“, sprich Angaben vorgeblicher oder tatsächlicher Zeitzeugen. Nach Angaben von Insidern, die sich konkret mit der historischen „Spurensuche“ befassen, konnten bisher weder Bestätigungen für das Vorhandensein von Wasserzellen gefunden noch derartige Darstellungen widerlegt werden.
Das liegt an der Schwierigkeit, teilweise zerstörte Infrastruktur zu rekonstruieren aber auch vermutlich daran, dass die ansonsten akribisch arbeitende Staatssicherheit in diesem Bereich (Folter etc.) keine Dokumentation geführt hat, um mögliche Nachweise von Verbrechen zu verhindern.
In Hoheneck gibt es nachweisbar eine Wasserzelle, und es sind Aussagen über deren Nutzung vorhanden. So habe ich bereits Ende 1962 (!) durch eine ehemalige Hoheneckerin, die selbt insgesamt zehn Jahre in Hoheneck
aus politischen Gründen eingesperrt war, von der Existenz
dieser Wasserzelle erfahren.
Carl-Wolfgang Holzapfel
18. August 2012 um 08:48
alina
Neben mir in der Zelle in Hoheneck lag Nazikriegsverbrecherin Erika Bergmann (Bestie von Ravensbrück).Die berichtete mir einmal das es im Keller nach dem Krieg noch eine sogenannte „Streifenzelle“ gab.
Die wäre schwarz-weiß gestreift gewesen, und die Häftlinge wären darin wahnsinnig geworden. Aber ob das stimmt, kann sie nicht mehr belegen.