Förderverein Begegnungs- und Gedenkstätte Hoheneck e.V.
Hohenecker Bote
Nr.003 Förderverein – Info 15. Februar 2012
Berlin, 15.Februar 2012/cw – Erschüttert erfuhren wir vor wenigen Tagen vom Tod einer beeindruckenden Frau: Elisabeth Werchau hat uns am 30.01.2012 für immer verlassen. Ich habe sie immer als Granddame der Hoheneckerinnen empfunden. Sie war eine Erscheinung inmitten der bedrückten und beladenen Frauen, von denen viele nicht mehr lachen mochten ob der dunklen Erinnerungen auf der Burg, dem ehemaligen Schreckensort der DDR-Justiz über der Stadt Stollberg im Erzgebirge.
Als ich ihr das erste Mal anlässlich einer von mir moderierten CDU-Veranstaltung über die Frauen von Hoheneck am 10.August 2009 begegnete, schien es nicht nur mir unwahrscheinlich, dass diese Frau so bittere Erfahrungen zu verarbeiten hatte. In ihrer ruhigen, durch das Alter weise gewordenen Art erzählte die modebewusste, attraktiv gekleidete und äußerst gepflegt wirkende Frau von den dunklen Jahren der Verfolgung durch ein sowjetisches Militär-Tribunal, die Verurteilung und folgende Haft. Ganz Granddame sprach weder Hass noch Leidenschaft aus ihrer Stimme. Hier sprach Jemand, der ein entscheidendes Kapitel des Lebens verarbeitet zu haben schien und nicht mehr getrieben wurde von quälenden Gedanken möglicher Vergeltung oder gar Hass. Diese äußere Gelassenheit und Ruhe unterstrich jedoch jedes ihrer Worte, machte den Bericht faszinierend authentisch.
Uns verband seither eine wenn auch durch den Tod schmerzlich unterbrochene kurze Freundschaft. Sie hatte noch um Hilfe gebeten bei der Erstellung eines Vorsorge-Dokumentes, wollte bewahrt werden vor möglichen Versuchen der Lebensverlängerung und ließ sich auch über die Fallstricke und Vorteile eines Testamentes eingehend beraten. Sie wollte eben alles geregelt haben, so war das noch bei dieser Generation. Dennoch dachte sie noch nicht ans Sterben, fühlte sich munter und fit, hatte noch eine weite Reise gebucht und erklärte bei unserem letzten Besuch im Herbst vorigen Jahres lächelnd, sie denke daran, „dem Herrn noch einige Jahre abzutrotzen“.

Letzter Auftritt in der Stiftung Aufarbeitung: Elisabeth Werchau (Mitte), links Tatjana Sterneberg im Frühjahr 2011 – Foto: LyrAg
Vor vierzehn Tagen fuhren wir auf der Stadtautobahn ganz nah an ihrer Wohnung vorbei und Tatjana Sterneberg, ebenfalls eine Hoheneckerin, und ich meinten, wir müssten uns dringend mal wieder bei Elisabeth melden. Zu spät. Denn bereits im Oktober war sie ein weiteres mal gestürzt, mußte im Krankenhaus operiert werden. Sie kam nicht mehr zurück in ihre freundliche, ganz ihrem persönliche Stil angepasste Wohnung.
Elisabeth Werchau wird am 15.02.2012 um 11:00 Uhr auf dem Städtischen Friedhof Heerstraße, Trakehner Allee 1 in Berlin beigesetzt. Sie wird uns nicht nur durch die beeindruckende Dokumentation von Kristin Derfler und Dietmar Klein „Ein Tag zählt wie ein Jahr“ unvergessen bleiben.
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Jahrestreffen des Frauenkreises mit Neuwahlen im Mai 2012
Hoheneck/Berlin, 15.02.2012/ts – Der Frauenkreis der ehemaligen Hoheneckerinnen e.V. trifft sich zu seinem diesjährigen Jahrestreffen vom 3.05. – 6.05.2012 in Stollberg. Das Treffen beginnt mit der Totenehrung am Gedenkstein vor der ehemaligen Haftanstalt um 13:00 Uhr. Am Abend des selben Tages findet im Hotel „Stadt Zwönitz“ bei Stollberg die Mitgliederversammlung statt. Von den Neuwahlen erhoffen sich viele der Frauen einen neuen Schwung für die Umsetzung der Pläne um die ehemalige Haftanstalt.
Besonders der Förderverein, dessen Vorsitzende Tatjana Sterneberg selbst Mitglied im Frauenkreis e.V. ist, erhofft sich „die Klärung einiger offener Fragen“, die derzeit noch das Verhältnis zwischen den beiden Vereinen trüben, um dann „endlich gemeinsam in eine gute Zukunft für das von uns allen getragene Ziel einer Begegnungs- und Gedenkstätte“ zu starten. Sterneberg ist sich sicher, dass der neue Vorstand „unbelastet und frisch“ auf alle Beteiligten zugehen und an tragenden Lösungen aktiv und zuförderst mitarbeiten wird.
So hat Staatsminister Neumann erst kürzlich in einem Schreiben an Sterneberg erneut unterstrichen, dass der Bund „bei einer Beteiligung des Freistaates“ eine 50%ige Co-Finanzierung für das Vorhaben einer Begegnungs- und Gedenkstätte übernehmen würde. (Aus aktuellen Gründen müssen die entsprechenden Äußerungen prominenter Politiker auf die nächste Ausgabe verschoben werden.)
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© 2012 Redaktion: Förderverein Begegnungs- und Gedenkstätte Hoheneck e.V., verantwortlich: C.W. Holzapfel, Kaiserdamm 9, 14057 Berlin
Wir danken der Redaktion für die freundliche Genehmigung des Vorabdrucks.
V.i.S.d.P.: Förderverein BuG Hoheneck e.V., T.Sterneberg, Tel.: 030-30207778
1 Kommentar
11. Februar 2012 um 19:24
Angelika Kanitz
Obwohl ich Frau Werchau nie persönlich kennenlernte, las ich den Nachruf voller Mitgefühl.
Die Hochachtung, welche Sie, Herr Holzapfel dieser leider verstorbenen Dame entgegenbrachten, durchzieht diese Zeilen.
Ich wünschte mir, daß Viele die Sie kannten, hinter Ihrem Sarg gehen und in Gedanken an gute und schlechte Erinnerungen Abschied nehmen.
Angelika Kanitz
Ich würde mir auch wünschen, dass alle Mißverständnisse zwischen den zwei Vereinen ausgeräumt würden, um unser gemeinsames Ziel, das Gedenken an den Ort schlimmsten Terrors des Sed – Regimes Zuchthaus „Hoheneck“ auch für die nächste Generation wach zu halten. Sie sensibel zu machen, für solche Gräultaten.
Denn so etwas darf auch später nie wieder geschehen.!
Dafür stand Elisabth Werchau und dies ist ihr Vermächnis.