Also nee, wissen Se: Zwanzig Jahre soll dat schon  wieda her sein, wo die da dumm aus der Wäsche jekuckt haben, als denen der Friedenswall abhanden  kam.  Statt de Agressoren von Westen kamen…    man wär det schön jewesen, so ne Bestätigung für 40 Jahre Krampf an der Wahrheitsfront des Neuen Deutschland…  da  sind se alle von Ost nach West jeloofen.  In die Bananenrepuplik.

Glooben se nich? Na wissen se nich, dass die Ordinierten von Jestern heute noch sozialisieren: Für Bananen haben wa uns vakooft?

Ja, ja, zwanzig Jahre, da is ja wirklich viel passiert. Det Schwert und Schild der Partei is zum Schwert und Schild von Brandenbuch jeworden.  Jawoll  ja.  Wat würde denn der Bürjerrechtler als Präsidentenminister machen ohne die Jarde von Jestern? Dann müsst der doch wat vorzeijen, oder? So kann er sich uff seene neuen Jenossen valassen.  Die machen die schlajenden Zeilen janz  alleene. Und unter dem Schild kann man doch jut überwintern. Da fracht doch keener,  wat haste jemacht, du Sozialpolitiker, du? Weil, da kanna immer sajen:  Wat sollt ick denn machen, wo die mich so rinjeleecht haben. Ick musste doch den Schaden bejrenzen. So quasi den Schirm uffspannen  jejen  die Schwerter von Jestern oder so ähnlich.  Nee, is nich leicht uff so enem Stuhl vom Präsidentenminister.

A prospros, die Bürjerrechtler. Also, der ene hats ja jeschafft und sitzt jetzt nem Kabinett vor. Und die, die det nich jeschafft haben, die protestieren jetzt jejen den Kameraden von jestern.  Ja, jeden Montag marschiern se uff jejen den Präsidenten, der sich die roten Socken an Land jezojen hat. Is ja ooch vaständlich, wa? Nach zwanzich Jahren kommt ja nich nur bei die Roten de Sehnsucht wieda hoch nach Honni und Trabi, Warteschlangen vor dem Kachelladen oder einfach de sozialistische Kuschelecke.

Nee, nee. Die andern haben ooch ihre Sehnsüchte. Mensch, dat war doch wat: So ne Montags-Demo mit zehntausend, hunderttausend und mehr Renegaten und Staatstfeinden. Da hat man doch jerne vierzig Jahre überlebt, um dat noch zu erleben zu Lebzeiten, wa?

Ja, die neuen Bürjerrechtler in Potsdam, die haben sich wat dabei jedacht, als se die neuen Montags-Demos ausjerufen haben. Zumindest haben se jeträumt von den jroßen Zahlen … damals.  Jetzt sind det zwar nur noch hundert, letztet mal sollen det nur noch siebzig wackere Aufrechte jewesen sein. Aber wat soll det. Nur wer träumt, hat de Zukunft jepachtet. Und  die alte SED, die wo sich jetzt links einjebürjert  hat,  weil rechts hätte ihnen ja ooch keener abjenommen, also die hatten ja ooch mal in besseren Zeiten über zwei Milionen Mitjlieder und dümpeln heute so bei  60 oder 70-tausend. So ist det nu mal, wenn man uff de Freiwilligkeit anjewiesen is, oder?

Und so jesehn, könn sich doch die Montags-Protestler mit erhobenen Häuptern sehn lassen. Det Verhältnis is um einiges besser, als der Vergleich mit den roten Socken von den Links-Jestrickten. Ick halte det da mit Churchill, sie wissen schon, der mit de Zijarre von der Insel. Der hat ja mal jesacht, dass er nur an die Staistiken jlobt, die er selbst jefälscht hat. Und da wa schon beim Fälschen  sind … kann ja ooch manchmal attraktiv sein, wenn man so zum Beispiel im  Keller een paar Noten druckt… aber det meen ick ja nich … also det Fälschen: Da spricht ooch eener uff der Montags-Demo jejen die Roten und der wird ja nich rot dabei. Ehrlich. Weil, der is in Berlin Jenosse. Und in Berlin sind die Jenossen von der eenen Seite ja schon lange mit den Jenossen von der anderen im Koppulier-Bett, ähh … Koalitions-Bett. Aber det stört den nich, weil, wer weeß schon in Potsdam von seinem Umjang in Berlin? Also uff der Montags-Demo, also die jetzt so mini ist, da redet der jejen die roten Socken in Potsdam an, det ist so ne richtije Freude. Und alle klatschen und jeder freut sich: „ Die hat er det aber jejeben“. Fracht ja ooch keener nach seine Jenossen in Berlin, oder?

Ehrlich, der wird ja ooch nur rot, wenna die attraktive neue Stasi-Beauftrachte sieht. Ja, ja, Brandenburch hat jetzt ooch so wat, zwanzich Jahre danach, ab immerhin. Nich dass der Jenosse mit der poppen will, oder wie dat jetzt neumodisch heeßt. Neee, dat sieht der janz lässig, also ohne solche Absichten. Aber die Stasi-Beufftrachte kriecht doch jetzt so wat wie ne eijne Behörde, wa. Da werden doch so mehr oder weniger große oder kleene Pöstchen vajeben, wie dat so ist inner neue Behörde, wa? Und wenn man schon so fleissich jejen die Roten anrennt und ooch noch anschreit, dann kann man doch ooch een bisschen hoffen uffn roten Stuhl…  ick meene soon Repräsentations-Sitz, oder wie dat heißt.

Ja, ja, Einsatz soll sich lohnen, sacht man. Und wenn schon die roten Socken ihre Schirme über Brandenburch aufspannen, dann sind doch die, wo schon vor zwanzich Jahren jejen die Socken jekämpft haben, ooch mal dran, oder? Zwar is unser Jenosse noch een bisschen  jung jewesen, um so richtich jekämpft zu haben. Aber wat macht det eijentlich? Schießlich is er ja Funktionär… Doch, doch, det darf er, er is ja ooch Jenosse…

Also, der is immerhin Funktionär von so nem richtijen jroßen Vaband von solchen Vetranen – sacht man so, gloob ick.  Und diese Vetranen wollen endlich und zu Recht ooch mal wat abbekommen von  de Jerechtigkeit. Und dafür kämpft ooch unser Jenosse in Potsdam…  und jetzt ooch am Zoo.

Nee, nee, unter die Affen oder Raubtiere is er ja nich jejangen. Nur det Büro vom Vaband, det hat er jetzt in eener duften Laje, gleich neben die Affen und det andere Jetier. Weg von dem Deutschlandhaus, det wo se jetzt umbauen wolln für dat Zentrum der Vatriebenen. Det ist dem Jenossen  janz recht, weil der ja sowieso jejen jede Deutschtümelei is und so. Hat er doch erst im Oktober enem Kameraden den Kriech erklärt, weil der vor zwanzich Jahren bei den Republikanern war. Fast vierzehn Monate war der Mitglied, igitt, igitt. Da ist der Jenosse vor.

Also der räumt jetzt uff in dem Laden. Allet raus, was nich in det Jenossen-Fach passt. Und damit da ooch nischt anbrennt, sorgt unser Jenosse vor. Da übernimmt er gleich selbst die wenijen bezahlten Posten, weil da wees er,  w e r  uff dem Stuhl sitzt. Wenn er da so nen alten Kameraden ran lässt … wees man denn, wo der mal vor fuffzig Jahren war?

Nee, sicher ist sicher. Da ist unser Jenosse schwer am Ball. Der hat sich sojar wat einfalln lassen, da musste erst mal druff kommen. Da könnte sogar der Gysi oder seine Kaiserin neidisch werden. Als nämlich unser Jenosse jewählt werden wollte, damit er sich besser für die janzen Opfer von die Roten einsetzen kann, da hat er uff die Wahlzettel Name und Adresse schreiben  lassen. Man kann ja nie wissen, wer da so alles an der Wahl beteilicht ist, oder?  Da wählt vielleicht ein ehemaliger Republikaner janz anders, als er darf … oder soll?

Um dat janze noch sicherer zu machen, hat unser jenosse mit seinem Kameraden ooch gleich een Wahlprotokoll anjeferticht, wo det übersichtlich mit Name  festjehalten is, wie Kamerad Weesnich oder Kameradin von Jestern abjestimmt hat. Man kann ja nie wissen, oder?

Und am Rosenmontach, da jeht er wieda  nach Potsdam, um jejen die schrecklichen Roten zu wettern, die doch schon damals zujekieckt haben, dass die Wähler die Einheitszettel bei der Wahl ooch richtich in die Box jeschmissen haben. Pfui Deibel, und die rejieren jetzt in Potsdam im jenossenschaftlichen  Lotterbett?

War da nich noch  wat mit Berlin? Aber wat denn, det darf man doch lässig sehn, oder? Und sind wa doch mal ehrlich: Lieber ein paar lässige Kameraden in Berlin, die det nich so jenau nehmen  mit den blöden Wahlen und so,  als diese roten Jenossen in Potsdam, die über die Verjangenheit fünfe jrade lassen sein wollen, oder?

Helau!

© 2010 Carl-Wolfgang Holzapfel, Tel.:030-3020778